Answering Kleist: Walter Fabian Schmid

Küssnacht, 31. Mai 1803

Liebster Heinrich

Ich bin in Eile, weil ich mich schleunigst nach dir sehn! Tut mir leid. Auch wenn Du geistig da bist, bist Du doch nicht präsent. Ach bitte, Heinerli, komm doch wieder in die Schweiz.

Alles hier beim Alten: Die ganze Schweiz noch voller Schroffensteins, die Berge sind noch immer dumm. Ich fürcht, die Ehrlichkeit macht doch nicht schmackhaft … Nur süsse Grüsse kann ich dir bestellen – vom Mädeli, das deine Mine schell vergessen liess. Sie trägt noch immer deine Tracht. So elend warst Du doch nicht auf der Insel.

Nur so viele, liebe Worte Geschwätz …

Die eigne Geschichte sitzt noch immer tief; ich bitt dich: kein weiteres Wort dazu. Es wird dich freun, ich bin jetzt weg aus Solothurn; dort sitzt Franzosengeist noch in den Grundmauern. Am Rigi fand ich ein Fläckli, von dem ich mich ins Abseits stürz.

Ich hoff, du hast die freudigen Gedanken an den Tod nicht weiter gedacht; wie erhaben auch immer. Vielleicht gehst du ja irgendwann mal pfleglicher mit Frauen um. Der Wieland meldet sich nicht mehr, der fand mich wohl doch nicht so gut. Wies halt sein soll. Unlängst hab ichs wieder dorthin geschafft, wo wir es nicht hingeschafft haben: zur Petersinsel.

Rousseau war kaum glücklicher als du.

Ich schick dir küssnächtiges

Dein Strömli

P.S.: Der Schiller Fritz schreibt grad am Tell. Die Hohle Gass ist keine 10 Minuten weg. Der Gessner will ihm schreiben. Vielleicht kommt ihr ja beide?

P.P.S.: Ich hoff, du setzt den Krug noch wie gedacht zusammen.

 

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