Answering Kleist – Michael Spyra
Kleist’s Achilles Das Klopfen stiller Tränen auf’s Papier war, was den Meister aus dem Schlummer zog. “Ein Sturm, vielleicht? Das Dach nicht dicht? Ach was! dann hätten doch die Fenster auch gescheppert. Schon wieder also irgendwas verschüttet, das durch die Balkenbohlendecke sickert, um mir das Manuskript zu ruinieren.” So geht’s ihm durch den Kopf, schon ist er auf, zu seinem Schreibtisch, stockt, reibt sich die Augen. Da sitzt Achilles selbst, der Herr der Klingen, auch Meister aller Zungen, wie es scheint, und Lazarus der Myrmidonen, liest die jüngsten Verse Kleist’s, Penthesilea, hochkonzentriert, dass er das blasse Nachthemd und nicht das Wasser an den Linsen merkt. “Ist also von den Toten auferstanden” schießt es dem Herrn der Federn in den Sinn: “und hier und heute Nacht mein erster Leser!” Doch näher wagt er sich nicht an den Geist, verharrt, wie angewurzelt auf der Schwelle, bis sein Besuch im Morgenlicht verschwindet, bevor er eilig jede Seiten prüft, um mit der Tinte schleunigst nachzubessern.